Oktober 24, 2005 8:29

RDKF

Mit Volldampf hat sich jüngst ein höchst interessantes neues Spiel mit dem nicht minder interessanten Namen Rag Doll Kung Fu bei mir eingefunden. Ragdoll?! Jawoll, das kennt ihr wohl schon, liebe Kinder, das ist, wenn ihr in Half-Life 2 einen Combine mit der Armbrust an die Wand nagelt und so weiter. Kung-Fu - Haaiiiiiaaaaooaahh!! - Kinder, das müßt ihr nicht unbedingt kennen, eure Vorbilder sind ja leider nicht mehr Sportskanonen wie Bruce Lee, sondern eher Kanonen-Sportler wie 50 Cent und Konsorten.
Führt man die beiden Begriffe in einem Videospiel zusammen, ergibt das eine ziemlich groteske Mischung. Vor allem, wenn man dabei die bekanntesten Exemplare der Gattungen Kampfspiel und -film gehörig durch den Kakao zieht. RDKF - Bridge Troll RDKF gibt sich wie ein schönes altbekanntes Beat&rsqou;Em’Up, kein Sidescroller wie beispielsweise Streets of Rage, es läuft eher Szene für Szene ab, quasi a la Tekken - Der Held setzt sich jeweils gegen einen fiesen Bösewicht (und natürlich deren entbehrliche Handlanger), die einem ans Leder wollen, zur Wehr und bekommt danach ein Story-Häppcchen in Form eines kurzen Videos vorgesetzt.
Dabei handelt es sich zum Glück nicht um die typischen gerenderten "Was-hat-man-mir-in-der-Vergangenheit-böses-angetan,-wofür-ich-mich-nun-furchtbar-an-meinen-Peinigern-räche"-Videos, sondern um richtige Filme mit echten Schauspielern (also den Entwicklern selbst, glaube ich), die mit viel Hingabe und Liebe zum Detail so stümper- und amateurhaft und in der denkbar miesesten Qualität produziert wurden. Darin gibt es mieseste Schnitte, schlimme Perücken, ungelenke Bewegungen, Puppen, die anstatt Menschen durch die Luft geworfen werden, den obligatorischen Brücken-Troll ;) und so fort.
Die "Story" ist ein Amalgam aus allerlei einfallslosen Kung-Fu-Flicks der 70er, 80er und dem schlechtesten von heute und ist deshalb schnell erzählt: Jüngling heuert bei Kampf(sport)-Meister-Schrägstrich-Mönch an, verliebt sich in dessen attraktive Adoptiv-Tochter (oder so), welche so dann vom Oberfiesling entführt und Schüler und Lehrer von Horden von Fußvolk angegriffen werden.. Wer so naiv ist und sich wirklich nicht denken kann, wie die Sache ausgeht, sollte nun überlesen, daß der Meister natürlich umkommt, damit der Schüler einen Schritt die Karriereleiter hinauf machen, am Bossgegner Rache üben, die schöne Holde befreien und mit ihr gücklich werden kann.. Oooooops! Durch die höchstens rudimentär vorhandenen Schauspielkünste der Protagonisten und dadurch, daß z. B. die bösen Ninja-Killer ständig mit dem Konsum von verbotenen Betäubungsmitteln beschäftigt sind, wird das ganze zu einer hochgradig spaßigen Angelegenheit. RDKF - Cinematic Credits Wirklich einzigartig macht Rag Doll Kung Fu allerdings das Gameplay, das sich in einigen Belangen scheinbar ganz den Arcade-Automaten verschrieben hat, zum Beispiel in Bezug auf die Spieldauer. Die liegt vielleicht in der Größenordnung einer vollen Stunde, was aber nicht weiter tragisch ist. Es gibt eine Mange Goodies, die man freischalten kann, was dann wiederum die Spielzeit verlängert, da es sich teilweise um Minispiele wie ein Soccer-Spiel, ähnlich Tekken-Ball, oder eine Art SummerGames handelt, aber auch Audio-Tracks, die man im Hauptmenü zu seinem Lieblings-Soundtrack selbst zusammen mixen kann. Ebenfalls motivationssteigernd wirkt sich auch die Möglichkeit, aus einer kleinen Auswahl (teilweise absurder, ein kleiner Kläffer, den man an der Leine auf seine Gegner hetzen kann, sei hier erwähnt) Waffen, indem man Tonkrüge aufbricht, und Spezial-Attacken (dazu sammelt man Schmetterlinge oder Pilze, für feurige Fäuste und psychedelische Bullet-Time) zu wählen, aus. Man ist nicht nur auf der Jagd nach einem schönen oder spektakulären Move, mit dem man seinem (dank Multiplayer auch menschlichen) Gegner das Lichtlein ausbläst, sondern auch nach dem überall präsenten Highscore - Ach, Kinners, das kennt ihr doch wohl von Snake auf eurem Handy! RDKF - Kung-Fu-Soccer Eines ist RDKF allerdings nicht: Ein Button-Masher. Das liegt daran, daß es keine Buttons gibt, an denen man sich die Fingerdrücke abrubbeln könnte. Gesteuert wird mit der Mouse, ein Klick, ein Drag und schon fliegt die Figur den Gesetzen der Physik trotzend über die Plattformen durch die Level. Zugegeben, ein wenig Übung ist schon nötig, aber dann kann man zwischendurch immer mal wieder für ein paar Minuten seinen Spaß haben und die Fäuste fliegen lassen.
Hände, Füße, Arme, Beine, Kopf und Torso lassen sich einzeln bewegen, das wendet man dabei an, indem man bestimmte Gesten ausfürt, um z. B. seine Energie (das Chi) oder Gesundheit wieder aufzufüllen. Ein besonderes Feature ist die Möglichkeit, kleine Filmchen aufzunehmen, wobei man sich sozusagen als Puppenspieler verdingt und Dialoge in Sprechblasen verfaßt. An manchen Stellen, u. a. beim Movie-Maker, hätte ich mir allerdings ein wenig mehr Möglichkeiten versprochen, da wirkt das Spiel etwas unfertig - Auch ein Szenario-Editor wird noch nachgeliefert. Ansonsten: Mordsgaudi!

Author: nille | Permalink | Category: games