Februar 04, 2006 5:06

It came from the desert

Screenshot - It came from the desert
Du bist gestrandet in einer kleinen Siedlung mitten im Nichts, in der Wüste - bezeichnenderweise Lizard Breath. Als Geologe hat es dich wegen der Gesteinsschichten, durch die sich die Erz-Mine im Ort frißt, hier her verschlagen. Dein Tagwerk besteht darin, Proben aus den Stollen und der Umgebung der kleinen Hügelkette, die das Dorf umgibt, zu nehmen und im kleinen Universitätslabor zu analysieren, abends spülst du deine staubige, rauhe Kehle im Pub mit Hochprozentigem - Damit ist deine Tätigkeit hier immerhin schon mindestens doppelt so aufregend wie das Leben der Einheimischen. Ein paar Monate gehst du in diesem Kaff schon deiner Arbeit nach, ohne daß auch nur das Geringste passiert wäre. Routinert wie ein Uhrwerk erledigst du täglich, was es zu erledigen gibt, langsam freundest du dich sogar mit dem Gedanken an, lägere Zeit hier zu verbringen, ohne die Hektik der Stadt, den Druck an der Uni. Neben den lokalen Authoritäten wie etwa dem Sheriff und den Leuten, mit denen du zusammenarbeitest, deinen Assistenten und Dr. Wells aus dem Labor hast du immerhin auch schon die Bekanntschaft der schönen Dusty vom Lokalsender KBUG gemacht, mit der du dir sogar mehr vorstellen könntest.. Nach einem weiteren ereignislosen Arbeitstag sitzt du auf der Veranda und genießt die Ruhe und Idylle der freien, unberührten Natur, da schießt plötzlich mit lautem Getöse ein riesiger Feuerball über deinen und die Köpfe aller anderen Einwohner von Lizard Breath hinweg und schlägt donnernd in ein paar Kilometer Entfernung am Fuße eines Hügels ein. Du hast dich noch nicht auf die Aufregung eingestellt, die ein solches Ereignis in einem solchen Kaff nach sich zieht - Lokalreporter, das Labor und die Polizei, die deine fachmännische Meinung hören wollen, der Besuch vom ollen Geez und seinem Esel, die dir ein paar Gesteinsproben von der Absturzstelle bringen, immer noch seltsam warm und aus einem dir vollkommen unbekannten Material - Da überschlagen sich die Ereignisse noch mehr: Sonst vollkommen ruhige Typen legen plötzlich ein derart aggressives verhalten an den Tag, wie du es noch garnicht von ihnen kanntest, die örtliche Wahrsagerin prophezeit die eine düstere Zukunft, eine Leiche taucht auf, ein Mädchen verschwindet spurlos und ihr Vater verhält sich, als sei er nicht er selbst - als sei er nicht von dieser Welt! Du mußt einen klaren Kopf bekommen und beschließt, dir erst einmal selbst ein Bild von den Überresten des Meteors und der Absturzstelle zu machen. Auf dem Weg dort hin, auf einer staubigen Piste in der Wüste, kommen dir ein paar Rocker in ihrem aufgemotzten Lowrider entgegen und rasen ohne das Tempo zu verringern auf dich zu.. Nur mit Mühe rettest du dich in letzter Sekunde in den Straßengraben. Und, nachdem du einige Minuten lang deinen Herzschlag beruhigt hast, fährst du weiter bis an den Rand des Kraters und steigst aus, um die letzten Schritte zu Fuß zu gehen. Nach ein paar Metern fühlst du merkwürdige Vibrationen unter deinen Sohlen, aber bevor du einen Gedanken über deren Ursache fassen kannst, verdunkelt hinter deinem Rücken ein riesiger Schatten die Sonne, instinktiv drehst du dich um und blickst in das groteske Gesicht einer haushohen Ameise, die dich mit ihren facettierten Augen anblickt, dich mit ihren zappelten Fühlern paralysiert, während ihre riesigen Mundwerkzeuge dir immer näher kommen...
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So wie eben beschrieben, könnte auch gut ein 50er-Jahre-B-Horror-Movie beginnen - tatsächlich handelt es sich aber um "It came from the desert", ein Adventure von 1991 (PC-Version). Das Spiel ist kein Grafik-Adventure in klassischer Point&Click-Manier, sondern funktioniert nach einem ziemlich ähnlichen Konzept wie ein Spiel, welches im letzten Jahr erschien, dieses Konzept als neu und revolutionär anpries und auf den Namen "Fahrenheit" hört.. Im Prinzip funktionieren beide Spiele ganz ähnlich: Man reist von Location zu Location und bestimmt den Verlauf des Spiels, indem man während einer Konversation mit den NPCs (meist nach dem Entweder-Oder-Prinzip) durch Auswahl einer Antwort bestimmt. Ab und zu wird der Ausgang eines Events auch durch seine Geschicklichkeit bei einigen Mini-Spielchen bestimmt, beispielsweise wenn man beim "Schißhase" versucht, einem entgegenkommenden Auto ausweichen, eine Messerstecherei überstehen, ähnlich Pac-Man bei der Flucht aus dem Krankenhaus den Weißkitteln ausweichen oder wie in einem Lightgun-Shooter der Riesenameise die Fühler vom Kopf ballern muß.
Einige Unterschiede gibt es da allerdings schon: Natürlich ist ICFTD nicht so supi-dupi-high-poly-3D, dafür sind die Hintergründe ganz ansehnlich gezeichnet (so dies in halber VGA-Auflösung denn möglich ist), der Hauptgrund, warum ich es Fahrenheit auf jeden Fall vorziehen würde, ist aber die unverkrampft humorvolle Story. Eine solche Parodie auf die Horror-Monster-Streifen der 50er, 60er Jahre, in denen die damals verwendete Tricktechnik heute so absolut dilettantisch wirkt, ist mir hundertmal lieber als so eine moderne krampfige Horror-Mystery-Thriller-Story in der komisch murmelnde, kapuzenbewährte Typen einen mittels hypnotisierender Kräfte zu Straftätern umpolen. Der einzige Wermutstropfen ist vielleicht, daß man nicht mit der hübschen Carla (so hieß sie doch?!) rumknutschen kann, jedoch wenn man sich besonders ungeschickt bei ICFTD anstellt, wacht man regelmäßig bei der drallen Schwester im Krankenhaus auf ;) OK, es ist auch schon wieder spät geworden heute, ich komme zum Punkt.. Es hat auch vor 15 Jahren schon Spaß gemacht, die Menschheit vor der Auslöschung zu bewahren und interaktiver ist es seit damals auch nicht geworden, deshalb spart eure Moneten und spielt anstelle von Spielen wie Fahrenheit lieber einmal diesen Abandonware-Titel, zu bekommen, wie immer, bei HOTU. Am besten benutzt ihr zum spielen DOSBox - Emulatoren wie Bochs oder VMware sind natürlich irgendwie "professioneller", aber DOSBox ist für diesen Zweck vollkommen ausreichend und dazu noch so einfach zu bedienen (Wer müht sich heute schon freiwillig dabei ab, unter DOS Mouse-, CD- und Soundtreiber zum laufen zu bringen).
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Author: nille | Permalink | Category: games