Dezember 08, 2005 9:06

White Limo

Wie wahrscheinlich bei den meisten anderen jungen Menschen hat sich mein Musik-Geschmack in den letzten Jahren ziemlich radikal gewandelt: In der Pubertät habe ich viel Singer-Songwriter-Kram (z. B. Rufus Wainwright, Ryan Adams), etwas später dann mehr Alternative Rock gehört, während des Zivildienstes war ich ganz froh, daß es in der Bahn (mit der ich fast jedes Wochenende 1000 km gefahren bin) ein annehmbares Jazz-Programm gab und mittlerweile höre ich fast ausschließlich Musik, die mit tatkräftiger Unterstützung von Freund Computer entstanden ist.
Man wird in meiner CD- jetzt MP3-Sammlung zwar wenig Alben finden, die es in die vorderen Ränge der Charts geschafft haben, aber viele Exemplare lasse ich doch lieber in Frieden ruhen, bevor es mir beim Anhören die Schamesröte ins Gesicht treibt. Ein Künstler aber begleitete mich in dem immer noch andauernden Versuch, erwachsen zu werden, immer wieder: Duncan Sheik (ja, Hannes, und Atari Teenage Riot auch!), den man am ehesten wohl als hierzulande mehr oder weniger unbekannten amerikanischen Singer-Songwriter einordnen würde. Aber er beherrscht ein großes abwechslungsreiches Repertoire von etwas schnulzigem Pop bis zu ein paar sehr guten Cover-Versionen von Radiohead, den Smiths und anderen. Er hat eine schöne Stimme und kann meiner Meinung bestens mit der Akustikgitarre umgehen, weshalb ich mir bis heute immer wieder gern einige düstere, (mit Absicht) an Nick Drake erinnernde Baladen von ihm anhöre. Es gibt allerdings einen weiteren Grund, der mir Duncan Sheik (ich weiß bis heute noch nicht, wie man den Namen denn nun richtig ausspricht) so sympatisch erscheinen läßt: Die Nähe zu seinen Bewunderern oder Hörern, erscheint mir doch weitaus eher angebracht als das Wort Fans. Er hatte schon früh eine ansprechende und vor allem informative Website und es nicht gescheut, sich in regelmäßigen Abständen in einigen Foren Fargen und Kommentaren zu stellen. Nach dem letzten, eher mißglückten Album, auf dem entschieden zu viele uninspirierte Rock-Pop-Stücke waren, hat er, so weit ich weiß, ein eigenes Label gegründet, führt jetzt ein gut gefülltes Blog und, was mir am meisten gefällt, probiert neue Wege, um seine Musik zu vermarkten, aus.
Die Möglichkeit, durch eine Art Abonnement DRM-freie MP3s von unveröffentlichten Stücken, Remixes, Cover-Stücken und sofort herunterladen zu können, dürfte wohl hauptsächlich Enthusiasten ansprechen. Diese Ankündigung, daß das im nächsten Frühjahr erscheinende Album "White Limousine" zusammen mit einer Bonus-DVD erhältlich sein soll, auf der sich die Software Live befinden soll, mit der man dann selbst einen Remix des Albums machen könne, ähnlich der berühmten Wired-CD, hört sich für mich verdammt spannend an.
Sheik schreibt dazu selbst: "maybe someone will actually make the minimalist electronica version of White Limousine that I was afraid to realize". Das hoffe ich allerdings auch, es käme meinen derzeitigen musikalischen Neigungen jedenfalls sehr zu gute. Schade wäre allerdings, wenn diese interessante Möglichkeit ungenutzt bliebe oder sich als ähnlich unnütz wie der Ash-Video-Mixer herausstellen würde.

Author: nille | Permalink | Category: musik