February 14, 2012 10:33 PM

Jerk Langer vs. Superdevil

Man kann Jörg Langer und sein MySpace-cum-Gamesblog-im-schlimmsten-Wortsinn, Gamersglobal, hassen. Man sollte dies aber bitte auch aus den richtigen Gründen tun.

Eines Vorweg: Mit einigen Dingen hat Superlevel-Autor Dennis vollkommen recht. Unbezahlte Arbeit ist grundsätzlich schlecht, egal wie man es dreht und wendet. Wer für ein Unternehmen eine Leistung erbringt, sollte auch dafür entlohnt werden, egal ob er nun ein komplettes Feature schreibt oder nur Screenshots anfertigt. Jedoch, die Versuchung, sich ausbeuten zu lassen und als Praktikant einen Monat lang auf Gehalt zu verzichten, ist groß Genau wie die Hoffnung, dass sich daraus Karrierevorteile ergeben, es bleibt aber immer ein Vabanque-Spiel – Ich selbst habe den Gamble mit ungewissem Ausgang zwei Mal gewagt und hatte Glück. Acht Wochen lang habe ich sehr hart geschuftet und dabei sehr viel aus der praktischen Erfahrung und der Hilfestellung von Kollegen lernen können. Jetzt, circa ein Jahr später, stehe ich sogar immer noch mehr oder weniger regelmäßig in Lohn und Brot bei den beiden Unternehmen, but your mileage may vary.

Moralisch einwandfrei ist Jörg Langers Tauschangebot von Wissensvermittlung gegen Arbeitskraft also keinesfalls, zumal bei Gamersglobal die journalistische Sorgfaltspflicht schon einmal vergessen und aufgrund der Produkttester-Mentalität die Spielkultur mit Füßen getreten wird. So viel sei unbestritten. Zum journalistischen Schmierenstück – man könnte es auch, ganz nach Don Alphonso, Sautreiben durchs Blogdorf nennen, Superlevel ist ja ein privates Blog, das zum Lebensunterhalt des Betreibers beiträgt, eines das Autoren vergütet – wird Dennis' Kommentar erst am Ende, wenn er die GEE als leuchtendes Gegenbeispiel präsentiert. Leider hat der Autor sich nicht die Mühe gemacht, zutage zu bringen, dass die GEE ganz ähnlich verfährt wie Gamersglobal. Das weiß ich, weil ich dort ein wundervolles unbezahltes Praktikum absolvieren durfte (allerdings auf einen Monat begrenzt). Ähnlich sah es beim Branchenliebling Gameone aus, die (auch das musste ich traurigerweise aus eigener Erfahrung lernen) gern ausgebildete Producer als Praktikanten eingestellt haben. Da brauchte es schon eine Selbstanzeige in den Kommentaren. Zudem haben beide von mir genannten Publikationen eine Odyssee als User-Generated-Content-Anbieter unternommen, vorgehalten wird dies jedoch allein Gamersglobal…

Wenn mich eines ankotzt, dann ist es diese Art der Ausgrenzung, das elitäre Kastendenken, die Einteilung in genehme und unbequeme Zeitgenossen, die man wie Aussätzige behandelt. Daher meine eindringliche Bitte: Haut Jörg Langer jede Unwahrheit, die er veröffentlicht, jede Stilblüte und jede peinliche Bettel-Aktion um die Ohren, aber macht ihn nicht mit einem aus dem Zusammenhang gerissenen Zitat zum alleinigen Sündenbock für die Verfehlungen einer ganzen Branche.

Wer kann sich also jetzt ficken?!


Author: nille | Permalink | Category: kommentar